Organische Stoffe

Erfolgreich wirtschaftende Landwirte wissen, das Beste aus jeder individuellen Situation herauszunehmen. Die Bedingungen der Mittelgebirgslage im Osten Belgiens führen dazu, dass Ackerbau nur bedingt betrieben wird und Grünland mit 94 % die dominante Kultur der Hochardennen ist. Grünland liefert optimales Futter für Wiederkäuer. Aus diesem Grund sind die landwirtschaftlichen Betriebe der Region auf die Viehhaltung, insbesondere die Milcherzeugung, spezialisiert.

Seit der Gründung von Agra Ost 1984, liegt unsere Hauptaufgabe in der Beratung der Landwirte zur Bewirtschaftung unter den uns bekannten Gegebenheiten. Unser Know-how zur optimalen Verwertung der landwirtschaftlichen Hofdünger basiert auf zahlreichen von uns angelegten Feldversuchen und den Forschungsergebnissen unserer Partnerorganisationen aus der Region.

Der Wert der Hofdünger

Der bestmögliche Einsatz dieser organischen Stoffe tierischer Herkunft, stellt die Grundlage der Düngung der landwirtschaftlichen Parzellen dar und ist für die Rentabilität der Höfe von größter Wichtigkeit. Die innerhalb eines Jahres anfallende Menge Hofdünger eines Betriebes hat durchaus einen reellen finanziellen Wert, der sogar höher ausfallen kann, als jährliche finanzielle Gewinne aus den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, was das enorme Kapital der tierischen Ausscheidungen unterstreicht.

Auf Basis der Marktpreise der Mineraldünger und der durchschnittlichen Nährstoffgehalte der Hofdünger, errechnen wir jedes Jahr einen finanziellen Wert für diese organischen Stoffe in der Landwirtschaft. Bei Errechnung dieser Werte, wird betriebsinternen Faktoren, wie beispielsweise eine zu hohe Bodenbindung, die einen Produzenten zwingt organischen Stickstoff zu exportieren, überbetriebliche Abkommen zum Austausch von Mist gegen Stroh,... jedoch nicht Rechnung getragen.

Die Tabellen stellen den Wert der verschiedenen Hofdünger dar, je nachdem, ob sie auf Dauergrünland oder auf Ackerland ausgebracht werden. Weitere Informationen zu den Wirkungsgraden von organischen Stoffen finden Sie auf der Website von Protect’eau.

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Unsere vollständigen Artikel über den Wert von Hofdünger können Sie hier einsehen.

Um die exakte Nährstoffzusammensetzung und somit den Wert Ihrer eigenen Hofdünger zu kennen, empfiehlt es sich, diese durch ein anerkanntes Labor analysieren zu lassen. Unter diesem Link, finden Sie ein Labor des Requasud-Netzwerkes in Ihrer Nähe.

Gesetzgebung und Klassifizierung der organischen Stoffe

Das Programm zum Nachhaltigen Stickstoffmanagement in der Landwirtschaft (in französischer Sprache das sogenannte PGDA) umfasst die Gesetzgebung der Wallonischen Region Belgiens und setzt die europäische Nitratdirektive auf regionaler Ebene um. Durch diese Gesetzgebung wird die Handhabung der landwirtschaftlichen Hofdünger zu den erlaubten Höchstmengen in Grünland und Ackerbau, Ausbringungsbedingungen und -verbote und deren Lagerung geregelt.

Eine Zusammenfassung der aktuellen Gesetzgebung, das PGDA 4, finden Sie hier.

Auf Basis der Verhältnisse “Ammonium-Stickstoff / Gesamt-Stickstoff”” und “Kohlenstoffgehalt / Stickstoffgehalt”, werden die organischen Stoffe in Bezug auf deren Wirksamkeitsgeschwindigkeit, als schnell oder langsam wirkend klassifiziert. Die gesetzlich festgelegten Ausbringungsperioden, sind je nach Dünger unterschiedlich. Dieser nachstehende Bestimmungsschlüssel hilft dabei, zu bestimmen, um welche Art organischer Stoffe es sich jeweils handelt:

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Gülle gilt als schnell wirkender Hofdünger, mit durchschnittlichen Stickstoffgehalten von 3-4 kg / t, wobei etwa die Hälfte des Stickstoffs in Form von Ammonium-Stickstoff (N-NH4+) vorliegt, der relativ schnell pflanzenverfügbar ist und darüber hinaus im Boden gespeichert werden kann. Die andere Stickstoffform ist organischer Stickstoff, der erst im Boden mineralisiert werden muss, bevor er pflanzenverfügbar wird.

Egal um welche tierischen Hofdünger es sich handelt (Gülle, Mist, Kompost,...), Stickstoff liegt in diesen Substraten nie in Form von Nitrat (NO3-) vor. Nitrat entsteht erst im Boden durch die Arbeit der Mikroorganismen und Prozessen der Ammonifizierung und Nitrifizierung. Bedingungen sind hierfür die Präsenz von Sauerstoff sowie Temperaturen von mehr als 5°C im Boden.

Die Stickstoffverfügbarkeit für die Pflanzen ist je nach Art der Hofdünger unterschiedlich:

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Gülle und Ammoniakverflüchtigung

Aufgrund des hohen Anteils an Ammonium-Stickstoff (N-NH4+), gilt Gülle zwar als schnellwirkend, allerdings besteht das Risiko, dass dieser Ammonium-Stickstoff infolge von Verflüchtigung in Form gasförmigen Ammoniaks in die Atmosphäre verfliegt. Um dieser Verlustquelle vorzubeugen, gilt es bei Gülle einige gute landwirtschaftliche Praktiken einzuhalten:

  1. Ausbringen bei angepassten Wetterbedingungen: Regenwetter, hohe Luftfeuchtigkeit, bedeckter Himmel, wenig Wind, niedrige Temperaturen (5 °C);
  2. Die Hofdünger auf deren Nährstoffgehalte analysieren, um sie bestmöglich in bedarfsgerechter Menge einzusetzen;
  3. Die Gülle vor Ausbringung mixen, damit sie möglichst homogen ausgebracht wird;
  4. Gülle wenn möglich mit Wasser verdünnen (Waschwasser des Melkstand, Regenwasser,...), bis auf einen TM-Gehalt von 6-7 %;
  5. Eine angepasste Ausbringungstechnik verwenden, um Gülle gleichmäßig und mit möglichst wenig Luftkontakt auszufahren. Techniken, die die Gülle feintropfig und mit hohem Druck in die Luft schleudern erhöhen den Kontakt der Gülle mit der Umgebungsluft, was zu erhöhter Ammoniakverflüchtigung führen kann, zumal bei ungünstigem Güllewetter (Sonne, Wind, hohe Temperaturen);
  6. Zum optimalen Zeitpunkt Gülle fahren: im Dauergrünland liegt die ideale Periode gegen Ende des Winters, zu Vegetationsbeginn bis nach dem 1. Schnitt;
  7. Zu große Güllegaben gilt es zu vermeiden, streben Sie im Grünland eher 12-18 m3/ha/Ausbringung an;
  8. Auf tragfähigem Boden ausbringen, um Schäden der Grasnarbe zu vermeiden;
  9. Gesetzgebungen einhalten;
  10. Die Nachbarschaft und sozio-kulturelle Veranstaltungen respektieren.

Verschiedene Techniken und Behandlungsmethoden der Gülle zielen darauf ab, die Verflüchtigung von Ammoniak während der Gülleausbringung zu reduzieren. Im Rahmen unserer – durch die Wallonische Region finanzierte - Forschungsarbeit, haben wir zahlreiche solcher Maßnahmen getestet. Die detaillierten Berichte befinden sich hier (auf französischer Sprache)

Hier sehen Sie einige Ergebnisse unserer durchgeführten Messungen. Es handelt sich jeweils um eine Reihe von Messungen, die während 5-8 Stunden nach dem Ausbringen der Gülle durchgeführt wurden. Die Ergebnisse von verschiedenen Tagen können nicht miteinander verglichen werden, da die Wetterbedingungen, die getestete Gülle usw. unterschiedlich waren. Um den Effekt der Testobjekte (Ausbringungstechnik, Güllezusatz, ...) zu verdeutlichen, führten wir die Messungen bei ungünstigen Wetterbedingungen für die Gülleausbringung durch.

Kompostierung

Das Kompostieren organischer Stoffe ist in zahlreichen Betrieben gängige Praxis. Eine erfolgreiche Kompostierung findet unter aeroben Bedingungen, d.h. unter Anwesenheit von Sauerstoff, statt und führt zu einer ersten Zersetzung der organischen Materie. Kompost wird besser von Kulturen verwertet, die sich mit Düngegaben von Frischmist schwerer tun, wie beispielsweise Grünland, auf dem Kompost ganzjährig verwertet werden kann.

Kompost zählt zu den langsam wirkenden organischen Stoffen und weist zahlreiche Vorteile im Vergleich gegenüber Frischmist auf. Es handelt sich um ein homogenisiertes und im Zuge der Kompostierungsprozesses hygienisiertes Produkt mit hoher Nährstoffkonzentration. Der Erfolg der Kompostierung hängt von der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials ab, insbesondere dessen Feuchtigkeitsgehalt, Strohanteil, den Dimensionen des Haufens, etc. Leistungsstarkes Material zum Belüften und Umwälzen des Haufens ist in der Regel vonnöten und fördert biochemische aerobe Abbauprozesse und infolgedessen einen Temperaturanstieg der Materie. Zum Ende der Kompostierung ist das Volumen des Haufens reduziert, was anschließende Transport- und Ausbringungskosten verringert.

  • Vorteile des Kompostierens

    • Hygienisierung des Substrats und Temperaturanstieg (bis zu 65°C während 4-6 Wochen),
    • Neutralisierung der Gerüche und bessere Möglichkeit einer Ausbringung vor Beweidung,
    • Homogenisierung und präzise Dosierung,
    • Gleichmäßige Ausbringung,
    • Reduziertes Volumen und Nährstoffkonzentration,
    • Präzise Nährstoffanalyse ist möglich,
    • Möglichkeit einer ganzjährigen Ausbringung,
  • Nachteile des Kompostierens

    • Notwendigkeit des Einsatzes spezifischen Materials (Kompsotumwälzer),
    • Erfolgskriterien sind einzuhalten
    • Risiko vermehrter Nährstoffverluste, je länger das Substrat auf Haufen dem Wetter ausgesetzt ist,
    • Arbeitsorganisation,
    • Notwendigkeit eines Haufens frei von Fremdkörpern (Kordeln,...) und gut zugänglich,
    • Abmessungen des Haufens: optimale Höhe 1,5 m und Breite maximal 5 m

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Weitere Informationen zum Thema Kompostieren der Hofdünger finden Sie im livret de compostage.